Flut und Sterblichkeit

Vougar Aslanov

FLUT UND STERBLICHKEIT

Nach den Sumer – akkadischen Mythen

Die himmlische und irdische Macht…

Es wird öfter von der Verbindung zwischen der
himmlischen und irdischen Macht gesprochen. Je
mehr Tyrannei auf der Erde, umso freieres Verhält-
nis zur himmlischen Macht. Und je tyranni-
scher ist die himmlische Macht, ein umso freie-
res Verhältnis hat man zur irdischen Macht. Wenn
die Menschen keine Freiheit auf der Erde fan-
den, konnten sie es sich erlauben, die Götter- Tyran-
nen zu kritisieren. Je grausamer die Macht auf
der Erde war, umso schärfer war auch die Kritik
der Götter. Als dann die Religionen mit einem
einzigen Gott entstanden waren, konnte man sie
nicht mehr kritisieren. Vielleicht hat gerade das
die Kritik der irdischen Macht und den Kampf
des Menschen um die Freiheit verstärkt. Aber
selbst wenn man einmal auch ein freieres Verhältnis
auf der Erde erreicht hatte, konnte man sich
trotzdem von der Tyrannei und Willkür des Him-
mels nicht befreien…

In Uruk, im Tempel des Obergottes Enlils, versammelte eines Tages der Oberpriester Kuntesch seine Gemeinde um sich. Er trommelte, als ob es im Himmel donnere, er rief so laut und so rasend nach den Göttern als wolle er diese auf den Altar niederbringen. Indes er weiter trommelte, verkündete Kuntesch: „O, wie groß waren die Taten in der Vergangenheit! Einst gab es eine Flut, eine solch mächtige Flut, dass die ganze Erde tief unter Wasser stand. Es gibt eine Vorgeschichte, warum es zu dieser Flut gekommen war. Daher muss ich alles von Anfang an erzählen…“

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